Sarah O’Connor erhält den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis

Die Jenaer Chemikerin wird für ihre grundlegenden Entdeckungen zur pflanzlichen Naturstoffbiosynthese mit dem wichtigsten deutschen Forschungspreis ausgezeichnet.
 

8. Dezember 2022

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat am 8. Dezember 2022 die zehn Leibniz-Preisträgerinnen und Preisträger für das Jahr 2023 bekannt gegeben. Darunter ist auch Sarah O’Connor, Direktorin am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena. Die Naturstoffchemikerin untersucht Stoffwechselprodukte in Pflanzen, insbesondere Alkaloide und Iridoide, die oftmals als medizinische Wirkstoffe von Interesse sind. Im Zentrum ihrer Forschung steht die Frage, wie Pflanzen diese komplexen Verbindungen aus einfachen Bausteinen herstellen, und wie sich die Stoffwechselwege im Laufe der Evolution entwickelt haben. Ihre Erkenntnisse sind für eine mögliche synthetische Herstellung von Arzneistoffen von großer Bedeutung.

„Pflanzen sind die besten Chemiker!“ So erklärt Sarah O’Connor die Faszination für ihr Forschungsthema. Die Naturstoffchemikerin erforscht die molekularen Grundlagen des pflanzlichen Sekundärstoffwechsels. Pflanzen produzieren eine enorme Anzahl an komplexen Molekülen, die außerhalb des zentralen Stoffwechsels wichtige ökologische Rollen erfüllen. Viele dieser Stoffe weisen wertvolle medizinische Wirkungen auf und werden daher sowohl in der traditionellen als auch in der modernen Medizin angewendet. Wie Pflanzen diese Vielfalt an Stoffwechselprodukten herstellen, dieser Frage möchte Sarah O’Connor auf den Grund gehen.

Nun wird Sarah O‘Connor mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2022 ausgezeichnet. Dies gab die Deutsche Forschungsgemeinschaft am Donnerstag, 8. Dezember 2022, bekannt. Sarah O’Connor ist Direktorin am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie und Honorarprofessorin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. "Ich fühle mich zutiefst geehrt, dass ich ausgewählt wurde, diesen wichtigen Preis zu erhalten. Ich schätze mich sehr glücklich, Teil der lebendigen wissenschaftlichen Gemeinschaft in Deutschland zu sein“, erklärte sie überglücklich, nachdem sie von der Preisvergabe erfahren hatte.

In der Abteilung Naturstoffbiosynthese am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie, die sie seit 2019 als Direktorin leitet, untersucht Sarah O’Connor mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Sekundärstoffwechsel ausgewählter Pflanzen. An der Aufschlüsselung der Biosynthesewege für die Antikrebswirkstoffe Vincristin und Vinblastin in der Rosafarbenen Catharanthe Catharanthus roseus und für das Gift Strychnin im Brechnuss-Strauch Strychnos nux-vomica war sie maßgeblich beteiligt.

Die Grundlagenforschung zur Biosynthese wichtiger Naturstoffe findet auch Anwendung in der immer bedeutsamer werdenden synthetischen Biologie. Die Gruppe um Sarah O’Connor entwickelt auch neue biologische Plattformen, um hochwertige pflanzliche Naturstoffe günstig und schnell herzustellen. Sarah O’Connor promovierte 2001 am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, USA, in Organischer Chemie mit einer Arbeit über Proteinglykosylierung. Nach Professuren am MIT und an der University of East Anglia, UK, war sie von 2011 bis 2019 Gruppenleiterin am John Innes Centre in Norwich, UK.  2019 wurde sie Direktorin am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena. Seit 2022 ist sie zudem Honorarprofessorin an der Universität Jena. O’Connor ist seit 2017 Mitglied der European Molecular Biology Organization, 2018 warb sie einen ERC Advanced Grant ein. Sie wurde unter anderem mit dem Perkin Prize for Organic Chemistry der Royal Society of Chemistry und dem Ernest Guenther Award in the Chemistry of Natural Products 2022 der American Chemical Society ausgezeichnet.

Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis gilt als der wichtigste deutsche Forschungspreis. Er wird jährlich von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) vergeben und ist mit 2,5 Millionen Euro dotiert. Die feierliche Verleihung findet am 15. März 2023 in Berlin statt.

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